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Gesellschaft 4.0: Von japanischen Kuschelrobotern und gekonntem Wissenstransfer

Ein Gastbeitrag von Mareike Post, Redakteurin bei Hamburg Innovation
 

Bereits ein kurzer Blick auf diverse Zukunftsprognosen lässt eine Gesellschaft erahnen, die vom Vormarsch Künstlicher Intelligenz und globaler Vernetzung geprägt ist: Die digitale Transformation verändert nicht nur unsere Arbeitswelt, sondern wirkt sich auch auf andere Lebensbereiche wie den unserer Gesundheit aus. Abzusehen ist eine Welt, in der ‚smarte‘ Kleidungsstücke unsere Vitalparameter registrieren, wodurch intelligente Systeme unseren Gesundheitszustand kontinuierlich checken wie kommunizieren. Mit Hilfe der Technik werden wir folglich immer gesünder – und somit auch immer älter.  

Damit entwickelt sich in Deutschland – angesichts der Geburtenrate – ein "demografisches Neuland", das Frau Gabriele Vogt, Professorin der Japanologie an der Universität Hamburg, bereits für die Industrienation Japan proklamiert. Japan hat sich durch seine rasante Alterung nolens volens in "die Rolle eines demografischen Pioniers begeben und ist zu einem Testfeld für eine neue, bislang völlig unbekannte Gesellschaft geworden."So haben sich dort bereits nachhaltige Konzepte der Altenpflege entwickelt, die Professorin Vogt nach Deutschland übertragen möchte, um eine Zukunft zu ermöglichen, die auch im Zeichen der Überalterung eine funktionierende und aktive Gesellschaft gewährleistet. Hierbei steht unter anderem die Technologisierung der Seniorenpflege im Fokus, deren Potenzial in Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft ist und die dazu beitragen kann, auch im höheren Alter weiterhin selbstständig den Alltag zu meistern.

Von mobilisierenden Aufsteh- und Hebehilfen bis hin zu kuscheligen Robben, die als ‚Streichel-Roboter für die Seele‘ Demenzkranke zur Konzentration verhelfen: Heimbewohner in Japan sind umgeben von Sensoren und Automation, sie werden von Service-Robotern bewacht, die Notfälle erkennen, sie informieren und amüsieren. Professorin Vogt erkennt an diesen technologischen Entwicklungen im „Testfeld Japan“ Chancen für eine älter werdende Gesellschaft Deutschlands, die sie ergreifen möchte. Und dazu gehört nicht nur die Technologie aus Fernost, sondern auch ein Umdenken in unserer Kultur des Älterwerdens: In Japan lebt man ein ‚aktives Altern‘, durch das Senioren in Gemeinnützigkeit einbezogen werden, das lebenslanges Lernen durch ‚Altenuniversitäten‘ fördert und ländliche Gemeinden durch das Engagement emsiger ‚Alte‘ revitalisiert. Unsere zukünftige Gesellschaft lebt somit nicht nur vom Technologie-, sondern auch vom kulturellen Wissenstransfer, den die Forschung Vogts zwischen Japan und Deutschland initiiert.

Mit ihrem aktuellen Forschungsprojekt zur "Nachhaltigen Altenpflege" ist Professorin Vogt daran beteiligt, unsere Zukunft neu zu denken wie zu gestalten. Dabei sollen Best-Practice Erfahrungen direkt angewandt und durch die Politik Hamburgs zugänglich gemacht werden. Eben solch ein Austausch zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft beflügelt eine funktionierende Gesellschaft der Zukunft. Deshalb will die Freie und Hansestadt Hamburg gemeinsam mit den öffentlichen Hochschulen Hamburgs und der Hamburg Innovation GmbH diese Begegnungen von Theorie und Praxis zukünftig verstärken. Dafür wird ein Online-Projekt ins Leben gerufen, dass sich auf den gezielten Wissens- und Technologietransfer zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft konzentriert. Unterschiedlichstes Know-how der öffentlich-rechtlichen Hochschulen Hamburgs wird in diesem Portal vertreten sein: Neue Erkenntnisse und Erfindungen, kreative Konzepte und originelle Ideen lassen sich ab kommenden Herbst digital durchstöbern und gleichzeitig gezielt auffinden. So entsteht ein digitales und frei zugängliches Instrument, das neue Ansätze und Lösungen wie die von Professorin Vogt unkompliziert aufzeigt.

Am Beispiel von Professorin Vogts Forschungen lässt sich erkennen, dass sich Probleme wie die weitreichenden Folgen des demografischen Wandels bewältigen lassen, wenn Wissenschaft, Wirtschaft und Politik eng zusammenarbeiten und dabei stets den Blick über den eigenen Tellerrand wagen: Denn bereits heute findet sich in Japan die Zukunft unserer Senioren von morgen – eine Gesellschaft 4.0, die sowohl von Robotern und Sensoren geprägt sein könnte, als auch vom Wissen über die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens für ein aktives Altern.


Mehr zum Thema und weitere Informationen über das von der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung (BWFG) finanzierte Projekt:
HAMBURG INNOVATION GMBH
Anke Kayser
Fördermaßnahme „Innovation-Scout und Online-Kompetenzatlas“
Tel.: +49 40 76629-3151 | Mail: kayser@hamburginnovation.de

 


Klingholz, Reiner und Gabriele Vogt (2013): Demografisches Neuland: Schneller noch als Deutschland muss Japan Antworten auf eine schrumpfende Gesellschaft finden. Berlin: BI, S. 4 (https://www.berlin-institut.org/fileadmin/user_upload/Demografisches_Neuland_Japan/DiscussionPaper_Japan_Online.pdf)