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Stark führen in der Krise
und wie man sich darauf vorbereiten kann

– ein Beitrag von Axel Kühn, Geschäftsführer von Fellows & Sparks


Warum schaffen es Berufsretter immer wieder, selbst schier aussichtslose Situationen in den Griff zu bekommen? Das Geheimnis liegt in einer Kombination aus Struktur, Know-how und Vertrauen – und in einer ganz besonderen Grundhaltung. Das Gute ist: Diese Stärken können in den Alltag eines jeden Unternehmens übertragen werden. Davon ist Axel Kühn, Geschäftsführer von Fellows & Sparks, überzeugt. Er begleitet Organisationen und Führungskräfte in Veränderungsprojekten und Krisensituationen. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in der freiwilligen Feuerwehr seines Heimatortes. Für ihn sind viele Erfahrungen aus der Feuerwehr-Ausbildung in die Krisenberatung eingeflossen. Gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Jörg Dalhöfer, Interim-COO und Dozent an der TH Lübeck, hat er die wichtigsten Erfolgsfaktoren für gute Führung in Krisen zusammengefasst.


Grundregeln

Ruhe bewahren
Zeichnet sich eine Krise ab, heißt das oberste Gebot: Bewahre Ruhe – oder strahle zumindest Ruhe auf das Team aus.

Überblick verschaffen
Bei der Feuerwehr heißt die Zeit direkt nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle nicht umsonst „Chaosphase“. Es ist der Zeitraum, in dem sich die Einsatzleitung einen ersten Überblick verschaffen muss, während es um sie herum zumindest hektisch, nicht selten tatsächlich chaotisch zugeht. Sie braucht ein erstes Lagebild, bevor sie weiter planen kann. Das gilt auch für Unternehmenskrisen.

Lage beurteilen
Was ist wirklich passiert, welche Fakten haben wir bereits? Es ist wichtig, schnell eine erste klare Einschätzung zu haben und das Problem zu verstehen, bevor man aktionistisch auf Lösungen „aufspringt“. Im weiteren Verlauf wird dieses Verständnis dann vertieft.

Erste Entscheidungen treffen
Auf Basis der ersten Einschätzung wird entschieden, ob eine Krise vorliegt oder zu erwarten ist. Die folgenden sechs Tipps helfen dann bei der weiteren Bearbeitung.


Axel Kühn ist Geschäftsführer der auf Veränderungsmanagement spezialisierten Fellows & Sparks GmbH und zudem Dozent für Change-Kommunikation an der HTWG Konstanz.

Fellows & Sparks begleitet Organisationen und Führungskräfte beim Umdenken in Veränderungen und in Krisen sowie dem Aufbau der dafür erforderlichen Fähigkeiten. Das erfahrene Team hat in den vergangenen Jahren vielen Kunden dabei geholfen, die Herausforderungen von Digitalisierung, Industrie 4.0 und ständigem Wandel erfolgreich zu stemmen. Zum deutschlandweiten Kundenstamm gehören mittelständische und große Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen von Sensorik und IT, über Handel, Finanzen, Gesundheit und Chemie bis hin zu Automotive und Maschinenbau.


Checkliste

1. Fokus und Kommunikation

Die Einsatzleitung einer Feuerwehr setzt Schwerpunkte. Denn gerade am Anfang, wenn Lage und Entwicklung noch unklar sind, sollte man nicht versuchen, alle Probleme auf einmal zu lösen. Es sind schnell erste Entscheidungen erforderlich. Nichts zu tun ist definitiv keine Alternative. Denn oft entscheidet sich zu Beginn der Krise, ob man sie schnell in den Griff bekommt oder nicht. Situative, verständliche und offene Kommunikation sind dabei ein Schlüssel im Krisenmanagement.

2. Teamgeist und Vertrauen

Im Einsatz entscheidet die Einsatzleitung einer Feuerwehr im schlimmsten Fall über Leben und Tod. Wenn sie Einsatzkräfte in ein brennendes Haus schickt, dann vertrauen diese auf deren Einschätzung und Erfahrung. Alle arbeiten vertrauensvoll auf ein gemeinsames Ziel hin, übernehmen Verantwortung für den Nächsten und für den Einsatzerfolg. Mit Blick auf Unternehmen sei gesagt: Dieses Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Es ist elementarer Teil der Unternehmenskultur, die im täglichen Miteinander entsteht. Falls man nicht sicher ist, ob man sich im Ernstfall auf das eigene Team verlassen kann, sollte man heute anfangen, die Ursachen dafür zu ergründen – und zu beheben.

3. No Micromanagement

Die Einsatzleitung einer Feuerwehr kann in komplexeren Lagen nicht überall sein. Sie ist darauf angewiesen, dass die Mannschaft die richtigen Entscheidungen trifft – und daher relevante Informationen teilt. Wichtig ist, dass alle einen klaren Auftrag haben und das gemeinsame Ziel kennen. Gib klare Aufträge an Teammitglieder oder Arbeitsgruppen, definiere Ziele, Rahmenbedingungen, Termine, Entscheidungsumfang. Und lass dann los. Micromanagement ist ein No-Go.

4. Fehlerkultur

Im Krisenmanagement lassen sich Fehler nicht vermeiden. Und der richtige Umgang mit ihnen kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Dazu ist eine entsprechende, konstruktive Fehlerkultur erforderlich. Wenn im Unternehmen bei Fehlern noch immer Schuldige und nicht eine gute Lösung gesucht werden, ist es an der Zeit, an der Unternehmenskultur zu arbeiten – und zwar am besten bevor die nächste Krise kommt.

5. Task-Force

Großeinsätze sind nicht das tägliche Geschäft der Feuerwehren. Aber die Führungskräfte bereiten sich rechtzeitig darauf vor. Mit einem eingespielten Team, dass über alle erforderlichen Fähigkeiten verfügt, um komplexe Lagen abzuarbeiten. So eine Task-Force braucht es auch im Unternehmen. Je größer das Unternehmen und je größer das Risikopotenzial, desto breiter sollte das Team aufgestellt sein. Die Task-Force braucht klar definierte Rollen und Funktionen. Ihre Mitglieder müssen genau so verfügbar sein wie Technik, Räumlichkeiten und Arbeitsmaterial.

6. Struktur und Training

Jeder Einsatz einer Feuerwehr sieht anders aus. Gerade deshalb helfen Standardeinsatzregeln und regelmäßiges Training, um möglichst schnell das sicherste und wirkungsvollste Vorgehen zu entwickeln. In einem Unternehmen sollten vergleichbare Pläne vorliegen. In bestimmten Branchen werden sie von Behörden, Kunden und Versicherern sogar erwartet. Doch es reicht nicht, die Notfallpläne nach Fertigstellung einfach in die Schublade zu legen. Die Task-Force muss im Krisenfall schnell agieren. Wenn die Zusammenarbeit nicht sofort funktioniert, läuft man einer Krise für Stunden oder Tage hinterher – mit den entsprechenden wirtschaftlichen Folgen.


Wenn du mehr zum Thema Krisenmanagement erfahren möchtest, lies unbedingt den gesamten Artikel „Stark führen in der Krise“ von Axel Kühn. Und wer noch tiefer in die Themen Krisenmanagement und „Stark führen in der Krise“ eintauchen möchte, kann sich die Präsentationsfolien des gleichnamigen Hamburg@work Online-Event sowie das anschließende Interview mit Axel Kühn und Jörg Dalhöfer in unserem Sharing is caring-Bereich herunterladen.