Hamburgs Stadtidentität hat sich seit den neunziger Jahren stark verändert. Einst bekannt als Ort, an dem alle Verlage und Medien in Deutschland angesiedelt waren, sieht Anna Schwan, Vorstandsmitglied bei Hamburg@work, die zweitgrößte Stadt Deutschlands auf dem Weg zur Startup-Metropole. Laut Hamburg Startups gab es im Jahr 2018 717 Startups in der Stadt, von denen die meisten in oder nach 2014 gegründet wurden. In dem Maße, in dem die alteingesessenen Industrien beginnen, ihre Denkweise auf ein kollaboratives Denken umzustellen, und die Neigung zu branchenübergreifenden Netzwerken zunimmt, kann die Zahl der erfolgreichen Startups in der Wachstumsphase in der Stadt weiter steigen.
Heute ist Hamburg@work eines der größten Digital- und IT-Netzwerke in Norddeutschland. Gegründet 1997 als Netzwerk für Menschen aus Medien und IT, um sich zu verbinden, hat sich das Netzwerk im Laufe der Zeit natürlich in Richtung IT und digitale Transformation verschoben. Seit 2019 ist das Netzwerk als einziges seiner Art mit dem ECEI GOLD Label "Excel in Cluster Excellence" für ein hohes Maß an Professionalität und ein ausgefeiltes Clustermanagement in Deutschland zertifiziert. Was Hamburg@work einzigartig macht, ist ihr Ansatz, Verbindungen herzustellen – sie konzentrieren sich auf den Aufbau persönlicher Beziehungen zwischen ihren Netzwerkmitgliedern. „Wir denken nicht in Vertikalen oder Clustern, sondern überwinden sie und bauen ein Netzwerk auf, das die verschiedenen Cluster, die wir haben, miteinander verbindet“, sagt Anna. Uwe Jens Neumann, der Vorsitzende und Geschäftsführer, verbringt viel Zeit damit, die einzelnen Netzwerkmitglieder kennenzulernen und für sie Verbindungen zu anderen innerhalb des Netzwerks herzustellen. „Es ist selten, dass man diese persönliche Verbindung hat, und ich denke, deshalb funktioniert unser Netzwerk so gut“, sagt Anna.
Der Aufbau von persönlichen Verbindungen ist ein großer Teil des erfolgreichen Geschäftslebens in Hamburg. Anna schlägt vor, dass Unternehmen, die in Hamburg starten wollen, einem Netzwerk beitreten, um diese persönlichen Verbindungen aufzubauen. Auf diese Weise können Gründer auch innerhalb ihrer Branche Bekanntheit erlangen, was zu zukünftigen Geschäftsmöglichkeiten führen kann. „Ich glaube, früher war es hier schwieriger, Investoren zu finden als in Berlin“, sagt Anna, „aber das hat sich geändert – die Startup-Investitionen sind gestiegen und Hamburg wurde gerade mit dem Titel ‚Smartest City in Germany‘ ausgezeichnet und gehörte laut mehrerer Studien zu den besten Standorten für Startups in Deutschland.”
2021 gibt es mehrere Programme zur Unterstützung von Start-ups bei Hamburg@work. Eines davon ist ein Networking-Event namens Easy Peasy Software Cooking. Startup-Gründer und leitende Mitarbeiter von Unternehmen nehmen an einer kurzen branchenspezifischen Präsentation teil, kochen und essen dann gemeinsam zu Abend und bauen so an einem Abend sowohl geschäftliche als auch persönliche Beziehungen auf. „Ein Großteil der Zusammenarbeit ist auch People Business“, sagt Anna. „Als Startup bekommt man das nicht oft, weil man pitcht, pitcht, pitcht, aber man zeigt sich nicht wirklich als Mensch und Gründer.“ Das zweite ist ein Executive-Programm, das einen Leadership-Zirkel beinhaltet, bei dem sich ausgewählte Startup-Gründer mit CEOs großer Unternehmen treffen, um die Herausforderungen zu diskutieren, mit denen sie konfrontiert sind. Um das Gespräch offen zu halten, gelten die Chatham-House-Regeln. „Wir bauen Verbindungen auf und ermöglichen Kontakte auf einer persönlichen Ebene. Unsere Absicht ist es, Wege für Lösungen für die vielen Herausforderungen aufzuzeigen, mit denen Unternehmen und Unternehmer in diesen Zeiten konfrontiert sind“, sagt Anna.
Hamburg ist heute bekannt für seine gut etablierten B2B-Branchen, darunter Logistik, Luftfahrt, Life Sciences, Gesundheitswesen und erneuerbare Energien. „Ich denke, Hamburg hat einige Zeit gebraucht, um von einem alten Wirtschaftsdenken wegzukommen und einen innovativen und kollaborativen Ansatz zu verfolgen“, sagt Anna. Jetzt unternimmt man Schritte in Richtung einer kollaborativen Zukunft. Von Inkubatoren bis hin zu Accelerator-Programmen – das Ökosystem wird immer kollaborativer und offener für Innovationen. Die etablierten Industrien bedeuten auch, dass Geld vorhanden ist, um finanziell in Startups und Innovationen zu investieren. „Hamburg hat vielleicht nicht die Sexyness von Berlin, aber es hat viel mehr Geld“, sagt Anna. „Hier gibt es nicht nur Seed-Investments, sondern auch bemerkenswerte Scale-Ups. Plus: Die Stadt ist eifrig dabei, Startups zu unterstützen und führt sie an wichtige Akteure und Netzwerke heran.“ Startups, die in Hamburg gegründet wurden und hier ihren Sitz haben, haben ein nachhaltiges Wachstum gezeigt und sind heute gut etablierte Unternehmen. Free Now, der Mobility-as-a-Service-Anbieter, und Xing, ein geschäftsorientiertes soziales Netzwerk, sind zwei Beispiele.
Ein großer Fokus für Hamburg liegt auch darin, mehr internationale Startup-Gründer in der Stadt willkommen zu heißen. Der Future Hamburg Award läuft jedes Jahr und wurde von der Stadt exklusiv für internationale Startups ins Leben gerufen, die ihr Geschäft in Hamburg eröffnen wollen. Der Preis beinhaltet einen Monat im Silicon Valley mit einem maßgeschneiderten Coaching sowie spezifische Business-Coachings und Investoren-Pitches in Hamburg.
Impact-spezifische Programme in Hamburg sind im Vergleich zu Programmen für B2B-Startups zahlenmäßig klein, aber sie nehmen zu. Das Social Impact Lab Hamburg ist eines der Programme, das von der Stadt Hamburg ins Leben gerufen wurde, um Impact-Gründer mit Unterstützung für Co-working, Mentoring und Coaching in der Stadt zu verbinden. Anna bemerkt auch, dass es ein wachsendes Cluster von Impact-Getränkeunternehmen in und um St. Pauli gibt. Lemonaid, Charitea, Viva con Agua und Fritz Kola sind nur einige der Marken, die bereits seit den frühen 2000er Jahren existieren.