Die Belastbarkeit von Kristin Lange hat sich als entscheidender Vorteil erwiesen, da sie komplexe Projekte verwaltet und die digitale Transformation bei Wärtsilä mitleitet. Kristin kam 2009 zu Wärtsilä Deutschland und machte kurz darauf einen Schritt nach vorne in ihrer Karriere, als sie Projektmanagerin für Wärtsiläs schlüsselfertige Kundenlieferungsprojekte wurde. „In dieser Funktion habe ich mehrere Jahre lang Projekte mit hoher Komplexität für Wärtsilä SAM Electronics und Wärtsilä Entertainment Systems geleitet. Der Job hat mir wegen des engen Kundenkontakts – das Verstehen und Lösen der Bedürfnisse dieser Menschen – sowie die tollen Projektteams gefallen, die ich leiten durfte“, beschreibt Kristin ihre ersten Stationen im Unternehmen.
Die Jahre als Projektmanagerin halfen Kristin, beruflich zu wachsen und sie lernte schnell, wie wichtig gute Kommunikations- und Führungsqualitäten in ihrem Job sind. Sie hat immer darauf geachtet, den Teamgeist sorgfältig aufzubauen – und muss daher mit Teams arbeiten, die bereit sind, die Extrameile zu gehen, um ihre gemeinsamen Ambitionen zu verwirklichen. „In dieser Funktion habe ich auch gemerkt, dass starke Kommunikations- oder Führungsqualitäten allein keinen Erfolg haben werden, da der Erfolg viel mit der Denkweise zu tun hat, mit der Sie Ihre täglichen Herausforderungen angehen. Die richtige Einstellung ist entscheidend für den Aufbau starker und vertrauensvoller Beziehungen zu Ihrem Team und zum Kunden.“
Als Kristin anfing, die Macht der Denkweise zu untersuchen, interessierte sie sich für die Unternehmenskultur: „Unternehmen sind oft sehr zielorientiert und mir wurde klar, dass die Gesamthaltung der Menschen eine wichtige Rolle spielt, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Daher wollte ich meinen Teil dazu beitragen und dafür sorgen, dass die Denkweise der Smart-Technology-Kultur in den Köpfen unserer Mitarbeiter verankert ist. So wurde ich ein Treiber der Kulturtransformation und freue mich sehr über meine neue Rolle als Transformationsmanagerin, bei der ich Anfang 2019 angefangen habe.“
Im Interview mit Petra Carlsen vom Hamburg@work Women's Club erzählt Kristin Lange, wie sie die Smart-Technology-Kultur in ihrem Unternehmen vorantreibt und warum ihr dies das Gefühl gibt, eine wertvolle Rolle zu spielen.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Kristin, Du bist heute Employer Branding & Culture Lead bei Wärtsilä Voyage. Wärtsilä in Deutschland besteht aus vier Niederlassungen an sieben Standorten. Die Business Line Voyage aus Wärtsilä’s Marine Business und ist damit eine bedeutende Landesorganisation innerhalb des Konzerns bei der Bereitstellung von Schifffahrts- und Energielösungen. Als Employer Branding & Culture Lead befasst Du Dich schwerpunktmäßig mit der Culture Transformation & Engagement in Deinem Unternehmen. Wie bist Du zu dieser Tätigkeit gekommen?
Kristin Lange: Nach meinem Elektrotechnik-Studium habe ich mich direkt bei der Wärtsilä SAM Electronics GmbH beworben – ich war schon immer von Schiffen fasziniert. Dort arbeitete ich zunächst als Ingenieurin und war verantwortlich für die Planung, Koordinierung und (See-)Inbetriebnahme technischer Systeme an Bord von Schiffen (z.B. Luxusyachten, Offshore-Schiffe, Fähren). Mein Interesse an der Projekt- und Teamkoordinierung und an betriebswirtschaftlichen Aspekten der Projekte führte mich anschließend ins Projektmanagement. Für mehrere Jahre leitete ich verschiedene, immer größere, internationale, so genannte Turnkey Customer Projekte im Konzern. Über die Zwischenstation einer (inoffiziellen) Rolle als so genannte Transformation Managerin, in der ich vornehmlich für die Firmenkultur verantwortlich war, kam ich in meine jetzige Position als Employer Branding & Culture Lead für die Business Line Voyage.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Ich erinnere, dass Du auf einem eher ungewöhnlichen Weg in Deine vorherige Rolle als Transformation Manager gekommen warst. Wie kam es dazu? Und was genau sind heute Deine Aufgaben als Employer Branding & Culture Lead?
Kristin Lange: In meiner Rolle als Projektmanagerin erkannte ich mit wachsender Erfahrung immer mehr, welch entscheidenden Einfluss das „Wie“ der Zusammenarbeit auf den Projekterfolg hatte: Im Stakeholder Management, in der Kommunikation im Team und mit dem Kunden, in der Konfliktbewältigung, in der Informationsverteilung, usw. Parallel nahm ich wahr, dass Wärtsilä auf das Thema Culture Transformation immer größeren Fokus legte. Also ergriff ich die Initiative und führte verschiedene lokale Kulturwandel-Initiativen durch, mit dem Ziel für das Thema Kulturwandel mit einem offiziellem Kick-Off Sichtbarkeit zu verschaffen und es dauerhaft zu verankern. Zudem schlug ich vor, die Rolle eines lokalen Transformation Managers zu schaffen, damit Kulturwandel und nun auch eine „Office Transformation“ – das Realisieren einer der neuen Firmenkultur entsprechenden Arbeitsumgebung – operativer Bestandteil werden. All dies fand volle Unterstützung des lokalen Managementteams, unserer Geschäftsführer verkündete die neue Rolle und ich übernahm diese Rolle. Ca. 1,5 Jahre später wurde im Herbst 2020 in der Business Line Voyage eine Business HR Abteilung gegründet und eine Stelle mit dem Fokus Culture Transformation ausgeschrieben – ich bewarb mich und darf mein Herzensthema seit November 2020 nun auch offiziell bewegen! Der Fokus meiner Arbeit liegt nun auf Culture & Engagement.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Dass ein Unternehmen Positionen wie die eines Transformation Managers oder Culture & Engagement Leads einrichtet ist ja noch ziemlich neu bzw. kommt nicht täglich vor. Was fasziniert Dich an Deiner jetzigen Tätigkeit und der vorherigen am meisten?
Kristin Lange: Wärtsilä Voyage besteht aus mehreren Firmen, Akquisitionen aus den letzten Jahren, die nun zu einem Business zusammenwachsen – und das in einem sich stark und schnell verändernden Businessumfeld. Jede dieser Firmen ergänzt für sich mit ihren speziellen Produkten und technischen (Software-)Lösungen das Voyage-Portfolio der Zukunft, hinsichtlich ihrer Eigenschaften sind sie jedoch allesamt unterschiedlich. Aus Sicht der Firmenkultur höchstinteressant, denn hier sind wir mit unterschiedlichen Firmenkulturen und Ways-of-Working konfrontiert – mit dem Ziel eine „One Voyage Culture“ zu gestalten.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Lass uns das Thema Kultur noch weiter vertiefen: Wärtsilä ist ein Global Player, in welchem unterschiedlichste Kulturen aufeinander treffen. So auch die Business Line Voyage, in der Du tätig bist. Welche besonderen Herausforderungen hast Du in Deiner Rolle in Bezug auf diese unterschiedlichen Kulturen zu bewältigen?
Kristin Lange: Wenn unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen, die Menschen im Unternehmen jedoch gemeinsame Ziele erreichen wollen und sollen, gilt es zunächst, die Ist-Situation zu betrachten: Wie sind die unterschiedlichen Kulturen ausgeprägt, welche Ways-of-Working finden Anwendung, welche Success Stories schreiben wir in welchen Bereichen, usw. Auf Basis der Analysedaten entsteht eine Strategie zur Entwicklung unserer zukünftigen „One Voyage Culture“. Wieso ist es wichtig, den langwierigen und aufwendigen Weg zur Schaffung ein unternehmenskultureller Kohärenz zu gehen? Aus der Vision und Strategie des Unternehmens leiten sich Businessziele ab, die es zu erreichen gilt. Dies geschieht im Rahmen der Firmenstruktur Resultate aufgrund von Handlungen, welchen wiederum Entscheidungen zugrunde liegen. Entscheidungen wiederum werden durch Erfahrungen, (Führungs-)Verhalten, Rituale, usw. beeinflusst. Und hier sind wir auf der Kulturebene. Wenn hier kein ausreichendes Maß an Kohärenz vorliegt, werden Entscheidungen sehr wahrscheinlich zu Resultaten führen, die nicht einer gemeinsamen Orientierung entsprechen, was wiederum einen erhöhten Management-/Steuerungsaufwand mit sich bringt. Kulturelle Kohärenz führt demnach zu einer tieferliegenden Orientierung und Ausrichtung für das Erreichen der Unternehmensziele. Aktuell stehen bei uns zudem die Unternehmenswerte, Leadership Principles und agile Arbeitsweisen im Fokus.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Durch die Corona-Krise und auch schon vorher stehen gerade für viele Unternehmen sehr viele Veränderungen an. Welches sind für Dich die wichtigsten Themen bzw. Bereiche, in denen sich Unternehmen bzw. die Kultur von Unternehmen entwickeln sollten?
Kristin Lange: Resilienz und Veränderungsfähigkeit sind das A und O in der heutigen Zeit. Transformation und Change sind überall. Es gilt, ein hohes Leistungs- und Effektivitätsniveaus aufrechtzuerhalten, während ein hohes Maß an Veränderungen, Störungen und Unsicherheiten stattfindet. Starre mehrjährige Pläne und Konzepte sind in sehr vielen Bereichen nicht mehr zeitgemäß und bringen weder Firmen noch Individuen in der VUCA[1] und für viele Geschäftsfelder disruptiven Welt weiter, in der wir leben. Covid hat uns hier in vielen Aspekten den Spiegel vorgehalten – aus meiner Sicht ein wertvoller und positiver Aspekt der konsequenzenreichen Krise. Ein erster und grundlegender Schritt ist also die Frage: Was benötigt das betrachtete System, um eine stärkere Resilienz zu entwickeln? Hieraus ergeben sich dann mehrdimensionale Ansatzpunkte für die (Weiter-)Entwicklung von Unternehmen und ihrer Kultur.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Du selbst hast einen sehr interessanten und erfolgreichen Karriereweg eingeschlagen. Was empfiehlst Du Frauen, um „erfolgreich“ ihre Karriere zu gestalten?
Kristin Lange: Du sitzt am Steuer! Dies zu verinnerlichen ist der erste, wichtige Schritt. Dann werde dir klar was deine inneren Antreiber, deine Werte, deine wichtigen Lebensziele und deine größten Stärken und Fähigkeiten sind. Zudem hat jeder von uns grundsätzlich eine gute Intuition und Gefühl dafür, was für sich selbst richtig ist – häufig fehlt jedoch das (Selbst-)Vertrauen, auf diesen wichtigen Indikator zu hören. Wenn ich auf diesen Faktoren basierend wichtige Entscheidungen treffe, wie zum Beispiel berufliche Veränderungen, weiß ich, dass ich auf dem richtig Weg bin. Aus eigener Erfahrung und aus meiner Arbeit als systemischer Coach beobachte ich, dass sich die eigene Authentizität, die eigene Performance, eine Leichtigkeit, eine als viel stärker wahrgenommene Balance zwischen Arbeits- und Privatleben und häufig auch beruflicher Erfolg dann nach und nach automatisch einstellen. Schön finde ich, dass Du die Frage mit „erfolgreich“ in Anführungszeichen gestellt hast – denn das ist ganz wichtig: Sich selbst die Frage zu beantworten „was bedeutet „Erfolg“ eigentlich für mich?“.
Petra Carlsen/Hamburg@work Women's Club: Vielen Dank Kristin für das sehr interessante Gespräch mit Dir und weiterhin viel Erfolg bei all Deinen beruflichen und auch privaten Vorhaben.
[1] VUCA: Volatile, Uncertain, Complex, Ambiguous
“Female Diversity“ ist ein wichtiges Thema bei Hamburg@work: Auf Initiative von Petra Carlsen und weiteren weiblichen Führungskräften aus dem Netzwerk von Hamburg@work gründete sich 2016 unser Women’s Club. Unter der Überschrift „Female Leadership“ bietet der Women’s Club weiblichen Fach- und Führungskräften eine Plattform, auf der sie sich vernetzen, austauschen, ihr Fachwissen vergrößern und teilen können. Dazu lädt Hamburg@work regelmäßig zu Veranstaltungsformaten wie dem BusinessBreakfast und dem Women Entrepreneur Lunch ein, an denen bis zu 50 Teilnehmerinnen zusammenkommen und initiiert jährlich den Kongress Women's Club SPECIAL. Zudem wurde 2021 das digitale Format Women's Club | Dialog ins Leben gerufen, um unter dem Motto „Erzähl uns deine Geschichte“ auf die Power-Frauen aus dem Hamburg@work Netzwerk, die die Digitalisierung vorantreiben und nachhaltig prägen, aufmerksam zu machen.
Wir suchen immer Expertinnen, Innovatorinnen und Interview-Partnerinnen im Digitalisierungskontext, die sich im Hamburg@work Women's Club engagieren wollen. Du fühlst dich angesprochen und möchtest dabei sein? Los geht's! Katrin, die Managerin des Hamburg@work Women's Club, freut sich auf deine Nachricht.