Hamburg@work vernetzt seit 1997 die digitale Wirtschaft. Ideengeber, Gesicht und Vorsitzender Uwe Jens Neumann hat Norddeutschlands größtes Digital-Cluster, einen Zusammenschluss von Hamburger Unternehmen, von Anfang an geprägt. Hier berichten er und Kommunikationsvorstand Dr. Anna Schwan von den ersten Jahren der Initiative, der Vision einer Smart City Hamburg und der digitalen Zukunft der wichtigsten Wirtschaftscluster der Hansestadt.
Was macht Hamburg@work genau?
Neumann: „Hamburg@work organisiert seit 20 Jahren als Verein verschiedenste Veranstaltungen für die digitale Wirtschaft in Hamburg. Verändert hat sich nur, dass wir uns früher ausschließlich um die Medienwirtschaft gekümmert haben und die digitale Transformation inzwischen alle Wirtschaftsbereiche erreicht hat.“
Wie sah die Geburtsstunde von Hamburg@work aus?
Neumann: „Bereits Ende 1995 veranstaltete die Hamburgische Wirtschaftsförderung das erste Treffen der ,Hamburger Online Kapitäne’ für internetaffine Unternehmen, damals eine richtige Innovation. Aus dem Kreis der Online Kapitäne ging wenig später der Förderkreis Multimedia hervor, der mit dem damaligen Wirtschaftssenator Dr. Thomas Mirow als Private-Public-Partnerschaft zu ,Hamburg-newmedia@work’ wurde, dem späteren Hamburg@work. Unsere Mitgliederzahlen wuchsen in der Zeit rasant an.”
"Wir haben immer geglaubt, dass das Internet und die Digitalisierung einen fundamentalen Wandel einläuten würden.”
Damit schwammen Sie mitten in der ersten Dotcom-Welle, Ende der 90er. Haben Sie Hamburg damals schon zur Internet-Hochburg machen wollen?
Neumann: „Der Internethype führte dazu, dass wir in wenigen Monaten 800 Mitglieder gewannen, der weiße Mitgliedsausweis war in der Szene ein Statussymbol und die Eintrittskarte zu den Szene-Veranstaltungen. Als die Internet-Blase 2001 platzte, haben wir uns jedoch keinesfalls zurückgezogen, sondern weitergemacht. Wir haben immer geglaubt, dass das Internet und die Digitalisierung einen fundamentalen Wandel einläuten würden.”
Schwan: „In dieser Ursuppe von Hamburg@work schwamm ich mit, damals als Studentische Hilfskraft. Und ich erinnere mich noch genau an die Aufbruchstimmung. Wir dachten, durch die digitalen Geschäftsmodelle würde die Welt sich in kürzester Zeit ändern – was ja auch passierte. Auch wenn die Aktienkurse im Jahr 2001 erstmal abstürzten.”
Was war der größte Erfolg in den 20 Jahren?
Neumann: „Das war mit Sicherheit vor 15 Jahren die Erfindung der Hamburger IT-Strategie-Tage. Diese kleine Tagung hat sich zur führenden Konferenz im deutschsprachigen Raum entwickelt, auf der sich die meisten CIOs treffen. Alle anderen Hamburg@work-Veranstaltungsformate haben zwar auch unseren Bekanntheitsgrad gesteigert, aber die IT-Strategietage zeigen deutlich unseren inhaltlichen Wandel von der Medienwirtschaft hin zu digitalen Themen der gesamten Wirtschaft.”
Was tun Sie, damit Hamburg in Zukunft in allen Bereichen zur Smart City wird, die Digitalisierung also zum Gewinn aller vorangebracht und eingesetzt wird?
Neumann: „Mit Hamburg@work wollen wir spätestens im Jahr 2025 DAS Digital-Cluster in der Metropolregion sein. Das heißt, wir treiben Digitalisierungsprojekte interdisziplinär voran, denn die Disruption, die wir in den letzten Jahren in der IT- und Medienwelt erlebt haben, werden wir in allen Wirtschaftszweigen sehen. Wir wollen die wichtigen Hamburger Wirtschaftscluster, also beispielsweise Logistik, Life Science, Aviation, Erneuerbare Energien und die Maritime Wirtschaft, hierbei unterstützen. Aktuell sind wir hier mit den Clustern Logistik und Gesundheitswirtschaft in Kooperationsgesprächen.”
Schwan: „Hamburg hat viel Potenzial, um die digitale Transformation zu meistern. Aber die Stadt braucht eine Vernetzung der verschiedenen Wirtschaftszweige: Es gibt so viele parallele Initiativen und Angebote, aber der Austausch zwischen den Clustern ist zu gering. Digitale Disruption entsteht aber gerade durch dieses interdisziplinäre Denken. Hier wollen wir weitere Angebote initiieren, um Hamburgs Rolle in der Transformation Deutschlands zu festigen. Ein weiteres Zukunftsthema, das gerade die Kommunikation betrifft, ist „Innovation Branding“. Nur Marken, die sich als innovativ und sozial, digital und menschlich darstellen, positionieren sich zukunftsfähig in ihren Zielgruppen.”
"Die Digitalisierung ist die größte politische und gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit."
Wie ist Ihre Vision für Hamburg in 15 Jahren?
Schwan: „Die Digitalisierung ist die größte politische und gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit und wird den Menschen wirtschaftliche und auch soziale Vorteile bringen, zum Beispiel flexible und digitale Arbeitswelten, Kommunikations- und Bildungsmöglichkeiten für Alle und den ständige Zugriff auf Informationen.
Neumann: „Die Smart City Hamburg plant mit Partnern aus der Wirtschaft Projekte in den Bereichen Verkehr, Steuerung von Straßenbeleuchtungen, Bürgerdienstleistungen und in der Hafenlogistik. In 15 Jahren könnte Hamburg eine der attraktivsten Metropolen in Europa sein, wenn es gelingt, die wirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung zur Real Smart City zu meistern. Ein florierender Einzelhandel, der zum Digital Retail geworden ist, und die Läden nur noch zur Markenhaptik nutzt, verarbeitende Industrie 4.0, die mit 3D-Druck und Robotern angelieferte Elektrobestandteile individualisiert weiterverarbeitet, und ruhigere Innenstädte durch leise Elektroautos sind nur einige konkrete Punkte, die mir einfallen.”
Wie digital ist denn Ihr Leben heute schon?
Schwan: „Mein Leben ist extrem digital – Musik- und Videostreaming und Netflix-Serien bis zu Chromecast vor dem Einschlafen. Meine Agentur lebt vom Cloud Server, so dass wir alle von überall an allen Inhalten arbeiten können. Office Management-Apps erleichtern uns die tägliche Arbeit. Manchmal muss ich aber auch raus aus der digitalen Bubble – in die echte Natur mit Wetter, Wind und Erde.”
Neumann: „Mir macht besonders der Bereich Musik viel Spaß, ich bin ein echter Experte für Sonos. Das Thema ,Smart Home’ finde ich auch spannend. Ich weiß immer, ob die Putzfrau oder ,Spitzbuben’ die Wohnung betreten, bewässere im Urlaub Pflanzen und Rasen per App und kurz vor Urlaubsende schalte ich aus der Ferne die Heizung wieder an.“